Time changes everything...

Ihre Hände ruhten vermeintlich ruhig in ihrem Schoß, während sie einen winzigen Grasfleck in ihrer blau- weiß karierten Shorts betrachtet. Unvorstellbar, dass der vor einigen Stunden noch das einzige gewesen war, was Lily Sorgen bereitet hatte.
Eine Gänsehaut zog sich über ihre Beine, die sie unter dem massiven Schreibtisch übereinander geschlagen hatte und jetzt an einander rieb, damit sie wieder warm wurden.
Der Schock, hatte der alte, weißhaarige Mann gesagt, der eine so wahnsinnige Ähnlichkeit mit Professor Dumbledore hatte. Genau wie das Büro sie an das Seine erinnerte, in dem sie nun seit fünf Minuten saß und noch keine einzige Frage des Lehrers beantwortet hatte.
Lily war noch immer wie versteinert, ihre Gedanken kreisten noch immer um die wenigen Worte, die er gesagt hatte: „Zeitreise“, „unvorstellbar“, „Katastrophe“ und um das Gefühl, dass sie beschlichen hatte, kaum, dass sie aus dieser seltsamen Ohnmacht erwacht war.
Mitten im Wald von Hogwarts und nicht allein. Aber so verwirrt sie auch war, die Gegenwart von Potter und Black war noch nie und würde auch nie mit dem Gefühl von Sicherheit verbunden sein. Thestrale, Zentauren, Riesenspinnen, nichts davon war schlimmer, als die Beiden und damit fasste Lily das erste Mal seit sie hinter dem Schulleiter ins Schloss gestolpert war, wieder einen klaren Gedanken.
Ein Gedanke, der die Zeit überdauert zu haben schien.
Unfähig diesen Faden weiter zu spinnen, viel zu kompliziert, zu verwirrend, hob sie den Kopf und sah über die Halbmondförmige Brille in die graublauen Augen von Professor Dumbledore.
„Ich weiß es nicht, Professor. Ich weiß überhaupt nichts.“
Eine Antwort dieser Kategorie von ausgerechnet Lily Evans, für jeden, der sie nicht leiden konnte wäre diese ein Fest.
„Ich bin ihnen gefolgt und dann war es dunkel um mich und als ich wieder aufgewacht bin, da war ich im Wald und..und jetzt bin ich hier und sie sagen, dass zwischen meinem Leben früher und heute mehr als 17 Jahre liegen und das, das kann doch alles nicht sein.“
Jetzt vergrub sie ihr Gesicht doch hinter den Händen. Sie wollte nicht weinen, aber wenn sie länger auf den Mann starrte, der so viele Falten mehr, so weißer war, auf dessen Schreibtisch eine Tagesprophet Ausgabe aus dem Jahr 1996 lag, es würde nicht mehr lange dauern. Und dann war ihr auch noch kalt, obwohl im Kamin schon seit ihrer Ankunft hier ein Feuer loderte.

Albus Dumbledore lächelte sanft. „Nun, Miss Evans, ich bin mir sicher, dass sie wirklich eine ganze Menge wissen.“ Er sprach mit einer Ernsthaftigkeit und Überzeugung als wäre ausgerechnet das etwas, was man in einer Situation wie dieser unbedingt klarstellen musste. Seine langen schlanken Finger griffen nach einer leeren Tasse und er blickte noch immer sanftmütig und fürsorglich über den Rand seiner Halbmondbrille: „Finden sie nicht, Miss Evans, dass dies der geeignete Moment für eine Tasse heiße Schokolade ist? Mit Sahne und einen Hauch...ja Vanille..heute ist ein Vanilletag..“
Er bemühte den Zauberstab, ein sanftes Schwingen über den silbernen Rand der tiefblauen Tasse, verziert mit Kometen und Sternbildern, plötzlich dampfte dunkelbraune Flüssigkeit in der Tasse und unter der weißen Krone aus frischer Schlagsahne verbreitete sich ein wohliger Geruch nach Schokolade und Vanille.
Zufrieden lächelte er Lily an und schob ihr die Tasse zu, als aus dem Schatten des Raums, zwei weitere Personen ins Licht traten.
„Ich freue mich, dass auch sie sich nun die Ehre geben, meine Herren, nehmen sie bitte Platz, was wir zu besprechen haben, erscheint mir etwas mehr Zeit zu kosten.“
Zeit. Da war es wieder. Dieses seltsame kleine Wort, was Ordnung schaffen sollte und heute, genau in diesem Augenblick, doch nur Chaos hinterließ. Und selbst Chaos schien nicht das treffende Wort zu sein, für das, was sich vor wenigen Stunden ereignet hatte.
Albus sank zurück in seinen Lehnstuhl und strich sich gedankenverloren durch den langen, weißen Bart, der über seinen nachtblauen Umhang floss, Beweis dafür, dass mehr als 15 Jahre vergangen waren, seit er diese Drei das letzte Mal gesehen hatte.
Als er den Blick wieder hob sah er Lily direkt in die Augen und lächelte traurig. Plötzlich fühlte er sich müde und genauso alt, wie er inzwischen war.
„Er hat wirklich ihre Augen, kein Wunder...“, flüsterte die sanfte Stimme Dumbledores in die Stille, als der Fluss seiner Gedanken ihn zu ihrem Sohn trieben, zu Severus, der keine Gelegenheit ausließ zu betonen, wie sehr er den Jungen verabscheute. Ihre Augen – ein Mahnmal für seine Tat. Ein Rascheln von Kleidung verlangte seiner Aufmerksamkeit eine erneute Wendung ab.
„Sirius..James..ich muss euch enttäuschen, die Rocklänge der Schuluniform hat sich auch in den letzten 19 Jahren nicht maßgeblich verkürzt. Seht es der Schule nach, sie ist ein altes Gemäuer, hier verrinnt die Zeit noch langsamer als sonst. Und manchmal...ja manchmal scheint sie regelrecht stehen zu bleiben.“
Damit richtete sich Albus ganz langsam auf, scheinbar mühelos ob seiner alten Knochen, aber der wallende Umhang und das Prasseln des Kaminfeuers, kaschierte das Knirschen einfach zu gut.
Er schritt bedächtig zu einem der großen Fenster und strich mit den Händen über die steinige Fensterbank.
„Ihre Auffassungsgabe hat durch ihre kleine Zeitreise nicht ein bisschen gelitten, Lily. Es kann nicht sein, aber die Magie ist groß und vielfältig und ist in der Lage das Mögliche wie auch das Unmögliche zu vollbringen.“
Die Leichtigkeit mit der er gerade noch über Rocklänge und Vanille geplaudert hatte, war aus seinem Tonfall verschwunden und als er sich vom Fenster abwandte und die beiden Jungen ansah, war der Blick aus seinen Augen ernst und scharf.
„Was genau ist passiert und lassen sie ja nichts aus.“
Von dem Portal hatte Severus ihn gewarnt, er sagte, der dunkle Lord wolle sich seine alten Anhänger zurück holen....und offenbar waren dabei auch einige alte Widersacher zurück gekehrt. Albus Finger zogen sich krampfhaft zusammen. Man darf mit der Zeit nicht herumspielen..

Jeder andere hätte sich vielleicht Sorgen gemacht, aber James und sein Kumpel Sirius sahen es als neues spannendes Abenteuer. Sie liefen durch die Gänge, die ihnen so vertraut waren und doch an einigen Stellen sich verändert hatten. Eigentlich hatten sie es nicht besonders eilig zum Schulleiterbüro zu kommen, besonders Sirius schien Gefallen an den Mädchen zu haben, was nicht wirklich verwunderlich war. Ein Grinsen schlich sich auf James Gesicht, als ein Grüppchen, wahrscheinlich Erstklässler, den Beiden hinter vorgehaltener Hand giggelnd hinterher schauten. "Ich glaub das wird sich nie ändern." raunte er Sirius feixend zu. Irgendwann standen sie nun trotzdem vor dem Wasserspeier und fanden sich kurze Zeit später schon im Büro wieder. James Blick nahm zuerst diese wunderbaren roten Haare wahr und schon hatte er sich direkt neben ihr auf den Stuhl fallen lassen, wie es Dumbledore erbeten hatte. Er glaubte immer noch seine Augen spielten ihm einen Streich, wenn er in das so viel ältere Gesicht des Professors schaute, vielleicht hatte Lily auch einfach nur seine Brille verhext. Doch selbst als er seine Brille abnahm und ein paar mal blinzelte, war da immer noch dieser alte Mann mit seinem langen weißem Haar. Irgendwie herrschte eine angespannte Stimmung in diesem Raum, sie würden erfahren was mit ihnen geschehen war, zumindestens mehr als diese Einzelheiten, wie Zeitreise und die Tatsache das 17 Jahre vergangen waren. Lilys gezitterte Worte und absolute Ahnungslosigkeit, ließen den Gryffindor aufschauen, er versuchte ihren Blick aufzufangen, doch ihre Hände verbargen ihr Gesicht. Am liebsten würde er einfach ihre Hand nehmen und beruhigend über sie streicheln, doch irgendwie schien es ihm in diesem Moment unpassend. So begnügte er sich damit, seine dünne Jacke über Lilys Schultern zu legen. Während er sich wieder hinsetzte, schnappten seine Ohren, die paar gemurmelten Worte des Professors auf. "Wer hat welche Augen?" fragte der junge Potter neugierig nach, bevor er lächelnd regestrierte das Dumbledore immer noch den gleichen Humor wie sonst hatte. "Ach schade, das wäre doch mal eine perfekte Abwechslung gewesen." seufzte er theatralisch und grinste Sirius zu, der nun ebenfalls neben ihm Platz genommen hatte. Doch anscheinend war mit dem Aufstehen des alten Mannes die Ernsthaftigkeit hervorgekommen und James würde es nicht einfallen, noch irgendwelche Scherze zu machen. Und da kam schon diese Frage, während der Blick aus den hinter den halbmondförmigen Brillengläsern versteckten Augen auf ihnen ruhte. Kurz ruhte sein Blick auf Lily, bevor er sich wieder auf den alten Mann richtete. "Nun Sirius und ich hatten uns für einen nächtlichen Spaziergang vorbereitet und sind dann in den verbotenen Wald, dort haben wir dann ein komisches Leuchten bemerkt, dem sind wir gefolgt und das nächste an was ich mich erinnern kann ist, das wir hier wieder aufgetaucht sind." erzählte der Gryffindor mit seinem dunklen Wuschelhaar, welches immer noch in alle Richtungen abstand. Sicher würde sein Kumpel vielleicht auch noch irgendetwas zu berichten haben, was er vielleicht vergessen hatte.

Es war schon verrückt. Eben noch hatte er sich mit seinem besten Kumpel in den Wald aufgemacht, so wie eigentlich fast jeden Abend und nun schlenderte er gemütlich durch die Gänge von Hogwarts. Die Hände lässig in die Hosentaschen geschoben ging er mit seinem üblichen – leicht schleifenden und lässigen – Gang neben ihm her.
Lily hatte er schon aus den Augen verloren, was ihm ganz Recht war. Was machte diese Nervnatter auch immer wieder. Wieso musste sie die Beiden nur immer wieder nerven? Nun gut, James ging sie definitiv nicht auf die Nerven. Und ihn nervte es schon jetzt – nur wenn er daran dachte – wieder. Lily hier, Lily da, Lily überall! Seine Stirn hatte sich leicht in Falten gelegt. Er sollte jetzt lieber nicht über Lily und James nachdenken, der sie gleich sowieso wieder ansabbern würde. Sirius würde noch Kopfschmerzen bekommen.
Er fuhr sich mit der Hand über Stirn und Haar und nahm damit auch die nervenden Gedanken aus seinem Kopf und sah sich ein wenig um. Es hatte sich echt kaum was geändert. Er fühlte sich eigentlich ganz wie daheim und als dann auch noch ein paar Mädels kichernd an ihnen vorbei ging, grinste er selbstgefällig und nickte nur James zu. „Wir werden nie unseren Charme verlieren.“ er lachte in sich hinein und ging weiter. Er war schon ein wenig neugierig, was hier so passiert war.
Nun waren sie endlich angekommen und standen vor dem Wasserspeier der ihnen auch bald die Treppe eröffnete, die sie in das Büro des Professors brachte.
Sirius Blick war prüfend. Er musterte den Schulleiter und suchte nach Veränderungen, er war wirklich ein wenig äußerlich gealtert. Respekt dachte sich Sirius und grinste Dumbledore an. Wenn er mal so alt war und auch noch so aussah, vielleicht bekam er dann immer noch Mädels ab. Er lachte leise, was gerade mal vielleicht als Schnaufen oder ein Räuspern wahr genommen wurde. Natürlich würde er noch Mädels abbekommen. Immerhin war er Sirius Black. Musste es da noch mehr Gründe geben ihn zu lieben, bei seinem Astralkörper. Er grinste noch breiter und musste dann doch ein leises Schnauben von sich geben, als er sah, wie sich James direkt neben seine Angebetete setzte. Das war so klar gewesen. Die arme Lily muss ja so geschockt sein! Ich muss für sie da sein! versuchte er in Gedanken den sorgenvollen James nachzuahmen. Es gelang ihm doch sehr gut.
Der Black schnappte sich einen Stuhl und setzte sich hin, lehnte sich zurück und verkreuzte die Arme im Genick, so wie er es schon oft in diesem Büro getan hatte, wenn James und er mal in der Klemme steckten durch einen Streich. Eine Augenbraue hob sich langsam gen Haaransatz als der alte Dumbledore etwas von Augen faselte. Aber da James schon nachfragte, sparte er sich die wenigen Worte. „Uh, das ist aber schade.“ er lachte und stubbste James leicht an. Ihm verging aber sofort das Lachen, als Albus sie mit einem sehr ernsten Blick fixierte. „Du hast was vergessen, Kumpel. Uns ist auch noch Evans gefolgt, weil sie mal wieder ihre Neugierde stillen wollte oder eben weil sie uns wahrscheinlich eine Standpauke halten wollte.“ er deutete mit den Augen auf Lily und verdrehte sie kaum merklich als er kurz auf James sah. „Es war eine Art Loch oder so ähnlich, aber mehr konnte ich auch nicht wahrnehmen, denn dieses Licht war doch sehr grell, wenn ich das bemerken darf.“ seine Augen waren nun auch eine Spur ernster geworden. Es schien den Professor doch sehr zu beschäftigen.
„Aber nun erzählen sie mal, was ist so alles passiert in diesen, echt langen, 19 Jahren? Was machen James und ich so mittlerweile? Kommen Sie schon. Es ist ja wohl klar das wir neugierig sind. Ich mein, 19 Jahre.“ er sah seinen Kumpel ermutigend an und sah dann wieder zu Dumbledore. Er war doch wirklich gespannt.

Ooc:
Es tut mir soooo Leid, dass ihr so lange warten musstet